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Ich bin kein Technik-Freak. Und auch kein Qualitätsjunkie. Ich liebe keine überragende Bildqualität sondern Bilder die etwas aussagen und Gefühle transportieren . Ich bin begeistert darüber, was mit heutigen Kameras und Objektiven möglich ist und welch technisch hochqualitative Fotografien damit machbar sind, aber, das alles ist letzlich nur Werkzeug.

 

Die Kunst besteht einiglich darin, mit diesen Werkzeigen Bilder zu machen. In die man sich verlieren, verlieben, die Phantasie anregen und mit denen man träumen kann.

 

Das ist die große Kunst.

 

In den letzten Jahrzehnt hat sich meine Sicht auf die Fotografie stark verändert.

 

Früher habe ich oft nur den technischen Aspekt der Fotografie gesehen: Kamera, Auflösung, Schärfe, Brennweite, Bokeh, Komposition, Beschnitt, Bildbearbeitung, heute noch sind mir diese Dinge nicht unwichtig. Aber machen sie eine gutes Foto aus? Ein Foto, das ich gern zeigen oder das ich mir an die Wand im Wohnzimmer hängen möchte? Oder anders gefragt: Ist ein Foto, das ich mir immer wieder anschauen und in dem ich mich verlieren kann, hauptsächlich aus technischen Gründen gut?

 

Ich denke: Nein.

 

Im letzten Jahr habe ich mir sehr oft diese eine Frage gestellt: Warum fotografiere ich? Mir war es schon immer wichtig, einen Sinn oder eine Relevanz in dem zu finden, was ich tue.

 

Gleichzeitig nehme ich wahr, dass die Anzahl an selbsternannten Fotografen und die Masse an Fotos (vor allem im Internet) immer weiter zunimmt. Darunter ist viel Schund, Irrelevantes, Überflüssiges. Allein der Sexismus in manchen Fotografien wäre einen eigenen Grundsatzartikel wert.

 

Eine Diskussion über „gute“ Fotografie scheitert meistens daran, dass viele Fotografen auf der „Technik-Ebene“ hängen bleiben und dass über die tiefer liegende Motivation, den Grund für das eigene Fotografieren zu selten oder gar nicht gesprochen weil dieses Thema viel Intimität preisgeben wird.. Ich bin mir unsicher, ob sich viele, überhaupt darüber Gedanken machen.

 

Dabei ist das der wichtige Punkt beim Fotografieren: Zeig mir Deine Fotos – und Du zeigst mir, wer Du bist. Es gibt sicherlich fast so viele Gründe zu fotografieren, wie es Menschen gibt. Aber diese persönliche Ebene wahrzunehmen, erfordert ein gedankliches Öffnen meinerseits an die Welt für diesen Schritt in die Welt fehlt vielen der Mut. Denn Begründe müssen mir nicht immer gefallen. Aber ich kann dadurch auch herausfinden, was mir selbst wichtig ist und wie ich von der Welt wahrgenommen werde.

 

These „Die Fotografie ist letztlich eine Ausdrucksform der menschlichen Seele.“

 

Dies ist zugegebenermaßen eine steile und provokante Aussage. Zunächst einmal ist es in unserer eher materialistisch geprägten Welt umstritten, ob es so etwas wie eine Seele überhaupt gibt. Und trotzdem möchte ich mit diesem Begriff all das in ein Wort packen, was über Körper und Vernunft eines Menschen hinaus geht. Manch eine oder einer würde dazu vielleicht auch „Herz“ oder „Gefühlswelt“ oder „Unterbewusstsein“ eines Menschen sagen.

 

Was mich am meisten an den ganzen Stock-Fotografien und den bis zum Exzess bearbeiteten Fotos im Internet stört, ist die Tatsache, dass sie keine Seele zu haben scheinen oder keine zeigen. Sie kopieren Erfolgsrezepte, sie suggerieren sozial konstruierte Schönheit, sie zeigen eine scheinbar perfekte Welt, die es so nicht gibt. Die Fotografie wird dort auf den technischen Aspekt, die hinein gesteckte Arbeit oder den „perfekten Moment“ reduziert.

 

Diese Reduktion ärgert mich, denn sie ist eine Lüge. Sie blendet den Betrachter und lenkt ihn davon ab, dass diesen Fotos oftmals (nicht immer) etwas Entscheidendes fehlt: Eine Geschichte, eine Emotion, Authentizität oder die Möglichkeit, als Mensch bei dem Gezeigten anzuknüpfen. Gute Fotos lassen sich auch mit einem Smartphone, mit wenig Nachbearbeitung und ohne „Perfektion“ machen.

 

Ich behaupte: Jedes gute Foto hat eine Seele. Und in jedem guten Foto steckt ein Stückchen Seele des Fotografen. Eine Geschichte, ein Gedanke, eine Emotion. Etwas, das ich erkennen und mit dem ich mich emotional oder gedanklich verbinden kann. Selbst, wenn ich es nicht immer sprachlich benennen kann. Und genau das macht das Ganze so schwierig oder auch so leicht. Berührt mich ein Blickwinkel ein Augenblick so sollte ich zur Kamera greifen.

 

Vermutlich werden mir jetzt manche Landschafts- und  Portrait Fotografen nicht zustimmen. Aber ich möchte an diesem Punkt nicht falsch verstanden werden: Die „Seele“ eines Fotos kann für jeden etwas anderes sein. Sie ist eng damit verknüpft, aus welchen Gefühlen und Motivation heraus ich fotografiere.

 

Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich mittlerweile erkennen kann, ob ein Foto hauptsächlich für den Ruhm im Internet aufgenommen wurde oder nicht. Und vielleicht lohnt es sich beim nächsten „Bilder durchschauen“ auf manchen Fotoplattformen, einmal die Fotos unter diesem Gesichtspunkt anzuschauen. Was ist meine Motivation zu fotografieren? Und: Will ich das Gleiche wie alle anderen?

 

Ich möchte das Ganze anhand von zwei Fotos erklären, in denen sich für mich genau dies widerspiegelt. Ich habe bewusst keine Aufnahmen von großen und berühmten Fotografen ausgewählt, damit deutlich wird: Das kann jeder, wenn er sich dafür öffnet – denn es ist eine Sache der Einstellung zur Fotografie.

 

Das erste Foto ist eine Landschaftsaufnahme von mir. Ich habe sie im Oktober 2016 auf Kreta in Cheronissos gemacht. Technisch ist die Aufnahme nicht das Gelbe vom Ei. Eine Komposition ist nur rudimentär erkennbar und ein Jahr später war der Zauber verflogen. Der angedeutete Bug eines Schiffes durch die Bepflanzung war von der Brandung leider zerschlagen. Bild bist bei meiner Landschafts Fotografie abgelegt.

 

Nichtsdestotrotz schaue ich mir diese Aufnahme gern an. Warum? Weil ich noch genau weiß, wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe, als ich das Foto gemacht habe. Es war ein sonniger kretischer Herbst morgen und ich war auf der Suche nach etwas Entspannung und Ruhe. Als ich hinter dir Hauszeile eines Juweliergeschäftes ging dieser Ausblick auf die Bucht und das Dicti Gebirge, entdeckte ich diese geformte Bepflanzung.

 

Diese Interpretation ist nicht jedem Betrachter sofort beim Anschauen des Fotos zugänglich. Man müsste meine Gedanken kennen, um den „Wert“ dieser Aufnahme für mich zu erkennen. Aber vielleicht reicht es ja zunächst, wenn ich anfange, mehr Fragen an meine eigenen Fotos und die der anderen zu stellen. Was steckt dahinter? Was hat sich der Fotograf oder die Fotografin bei dieser Aufnahme gedacht? Welche Geschichte steckt in dem Bild? Welche Aussage? Welche Emotion?

 

Ich möchte noch ein zweites Foto zeigen. Oben der kleine Junge am Zaun gelehnt. Er gibt sowohl eine Seelenstimmung wieder als auch die entspannte Haltung nach einem kleinen Abenteuer.

 

Auch an dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen: Das Foto muss nicht jeder und jedem gefallen. Und trotzdem hat es für manche Menschen „eine Seele“ und spricht. Es transportiert eine Bedeutung, die über das pure Gezeigte hinaus geht.

 

Warum fotografiere ich also? Ich fotografiere, weil ich auf dieser Welt einige Bilder mit meiner Sicht, einem Stück meiner Seele und meiner Gefühlswelt hinterlassen möchte, an die auch Menschen aus zukünftigen Generationen anknüpfen können. Seien es wertvolle Erinnerungen, kunstvolle Inszenierungen oder einfach interessante Geschichten. Ein Wunsch wäre, dass es vielleicht irgendwann mal ein Foto gibt, das einem anderen Menschen Hoffnung oder Trost spendet. Aber das ist kein Ziel, auf das ich hinarbeiten kann.

 

Meine eigene Hoffnung ist, dass ein paar meiner Fotos in 100 Jahren immer noch für jemanden interessant, berührend, wichtig oder anstößig sind. Und wenn es nur eine einzige Person ist, deren Vorfahre ich war.

 

Gleichzeitig steht damit für mich auch fest, dass ich nicht fotografiere, um damit möglichst viel Geld, Ruhm oder Anerkennung zu verdienen. Niemand wird in 100 Jahren sagen: Das hat der aber damals toll in Photoshop bearbeitet.

 

Ich möchte mit diesen Gedanken dazu ermutigen, sich die Frage nach dem Warum der Fotografie öfter selbst zu stellen. Und darauf eine Antwort zu finden, die sich nicht mit dem Technischen begnügt, sondern darüber hinaus geht.

 

Ich glaube, unsere Welt braucht mehr Fotografien, die Menschen anknüpfen lassen und miteinander verbinden. Die das Schöne hochhalten, aber auch das Schwere nicht verschweigen. Und die vom Inhalt bestimmt sind und weniger von der Frage nach dem Wie. Ich möchte fotografisch etwas auf dieser Welt hinterlassen, das nicht nur für mein Ego eine Bedeutung hat und in diesem Sinne „relevant“ wird. Und vielleicht möchtest Du das auch.